21. November 2024

Der schlafende Riese

Es war einmal ein alter Riese, der hoch oben in den Bergen in einer großen Höhle wohnte. Sein Name war Gustav. Gustav hatte viele Freunde in der Menschen Welt. Alle achteten ihn, weil er ihnen immer zur Seite stand, wenn Not am Manne war.

Karla und Josephine hatten es ihm besonders an getan. Die beiden Mädchen besuchten Gustav jeden Tag und zogen mit ihm durch die Berge. Jeden Tag erlebten sie etwas neues. Sie beobachteten die Tiere im Wald, zogen durch die Höhlen in den Felsen oder sie saßen bei Gustav am Lagerfeuer und erzählten sich Geschichten.

Eines Tages aber war alles ganz anders. Die Mädchen waren wieder einmal bei Gustav, der plötzlich total verändert war. „Gustav“ sprach Karla, „was ist los mit Dir?“. „Nichts“ antwortete Gustav. „Ich habe heute keine Lust irgendetwas zu unternehmen. Geht nur wieder nach Hause.“

Die Mädchen sahen sich verwundert an. Josephine sprach: „Ach komm lass uns ein wenig durch die Wälder ziehen. Nur ein Stück.“ Doch Gustav hatte sich von den Mädchen längst abgewendet.

Also gingen die Mädchen wieder nach Hause. Gustav, der sichtlich müde war, legte sich wieder schlafen. Er hatte auf nichts mehr Lust. Alles um ihn herum schien ihm egal zu sein. Die Tiere im Wald interessierten ihn nicht mehr. Mit den Menschen wollte er nichts mehr zu tun haben. Ihm war alles nur noch egal.

Während der Riese in seiner Höhle lag und schlief machten sich die Mädchen dennoch Gedanken, was mit Gustav passiert war. So kannten sie ihn nicht. „Wir brauchen einen Plan“ sprach Karla und sah Josephine an.

„Vielleicht könnten wir ihm was kochen, was wir am Lagerfeuer wieder aufwärmen können.“ Gesagt getan. Als sie mit kochen fertig waren, machten sie sich auf den Weg. Bei Gustav angekommen, schlief dieser noch immer. Das Lagerfeuer war längst aus gegangen. Die Mädchen begannen ein neues zu bauen und das Essen auf zu stellen.

Josephine ging zu Gustav. „Gustav, wach auf, Sieh nur. Wir haben Dein Lagerfeuer neu entzündet und Dir etwas zu essen mit gebracht.“ Gustav sah Josephine an. „Ich habe keinen Hunger.“ und dreht sich wieder um. Karla sah ihn entsetzt an. „Gustav! Was ist los mit Dir? Können wir Dir irgendwie helfen? Wir machen uns Sorgen.“ Doch Gustav sagte nichts mehr. Er schlief bereits wieder.

Die Mädchen waren sichtlich traurig und blieben noch eine Weile am Lagerfeuer sitzen. Als sie ihr Essen nun alleine gegessen hatten, zogen sie wieder von dannen. „Ob wir ihn einfach mal ein paar Tage in Ruhe lassen sollen?“ fragte Josephine Karla. „Ich weiß nicht, wahrscheinlich ist das das Beste.“

Also ließen die beiden Gustav einige Zeit einfach in Ruhe. Doch es beschäftigte die Mädchen sehr, dass sich Gustav so verändert hatte. Immer wieder gingen sie zu ihm, versuchten ihn zu wecken, damit alles so werden konnte wie es früher war. Aber es gelang ihnen nicht. Eines Tages, die Mädchen waren es auch leid, das Gustav so abwesend war sprach Karla: „Gustav wir müssen mit Dir reden. Wach bitte auf und höre uns wenigstens zu.“ Gustav sah Karla an: „Was wollt Ihr?“

Karla nahm all ihren Mut zusammen und sagte: „ Seit Wochen liegst Du nur da und schläfst. Nichts ist mehr so wie es mal war. Wir wollten Dir helfen. Aber alles was Du getan hast war schlafen. Wir wissen nicht mehr was wir tun sollen. Was wird aus den Tieren im Wald, wieso ziehen wir nicht mehr durch die Höhlen, setzen uns nicht mehr an Lagerfeuer? Was ist los mit Dir? Wir können uns noch so sehr bemühen. Wenn Du immer nur am schlafen bist, wird sich das nicht mehr ändern. Wenn Du Dich nicht bemühst, dann werden wir nicht mehr wieder kommen.“

Gustav sah Karla erschrocken an. „Wie nicht mehr wieder kommen? Ihr wollt mich verlassen?“ Gustav war auf einmal hell wach. „Wisst Ihr, mir ging es nicht gut. Ich war nur noch müde und hatte zu nichts mehr Lust. Jeden Tag das Gleiche. Immer und immer wieder.“ Die Mädchen sahen sich an.

Josephine nahm Gustav in den Arm. „Aber Gustav, mit schlafen alleine ändert man doch nichts. Nur wenn man sich und das was einen umgibt ändert, wird es nie langweilig. Wenn man aus dem was man hat jeden Tag etwas anderes zaubert, sich selbst bemüht, dann muss man nichts weg schlafen. Und nun steh auf und lass uns einfach wieder los ziehen.“

Gustav nahm sich die Worte zu Herzen. Er hatte gelernt, dass nur er der Schlüssel zu sich selbst war. Mit der Zeit ging es ihm auch immer besser und er hatte wieder genau so viel Spaß mit den Mädchen wie früher.